Berufsverband Früherziehung BVF Berufsportrait

Die Heilpädagogische Früherziehung (HFE) umfasst Diagnostik, Förderung, Beratung und Begleitung sowie Früherkennung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Fachpersonen HFE sind im Kontext der multidisziplinären Zusammenarbeit oftmals zuständig für das Case Management. Dies auf der Grundlage höchster Qualitätsstandards, ausgerichtet an evidenzbasierten, wissenschaftlich anerkannten Theorien, Konzepten und Modellen.

Die Zielgruppe der HFE umfasst gemäss der Interkantonalen Vereinbarung über die Zusammenarbeit im Bereich der Sonderpädagogik (Sonderpädagogik-Konkordat 2007) «Kinder mit Behinderungen, mit Entwicklungsverzögerungen, - einschränkungen oder – gefährdungen ab Geburt bis maximal zwei Jahre nach Schuleintritt mittels Abklärung, präventiver und erzieherischer Unterstützung sowie angemessener Förderung im familiären Kontext».
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die Aufgabenfelder der HFE und die Schnittstellen zu Kooperationsnetzwerken, damit die Fachpersonen HFE die Kinder und deren Familie teilhabeorientiert stärken können.

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Anmerkung zur Grafik:

Bei der visuellen Gestaltung unserer Zielgruppe gemäss EDK - Definition hat sich der BVF aufgrund der unterschiedlichen kantonalen Umsetzungen für die Bezeichnung der Lebensalter entschieden. Die HFE gilt im Lebensalter Säugling und Kleinkind als Grundangebot und beim Eintritt in die Schule übernimmt die HFE ein Kindergarten-ergänzendes Angebot gestützt auf die kantonalen sonderpädagogischen Konzepte.

Heilpädagogische Unterstützung mitten im familiären Umfeld

Das Kind und seine Familie wird in ihrer natürlichen Lebensumwelt begleitet und unterstützt. Damit wird auf einer vertrauensvollen Basis und einem grösstmöglichen Alltagsbezug aufgebaut. Gemeinsam mit den Eltern werden individuelle kind- und familienorientierte Lösungsansätze gesucht und umgesetzt. Die kindbezogenen Angebote haben das Ziel, vorhandene Ressourcen des Kindes zu stärken und zu erweitern. Diese erhöhten Selbstwirksamkeitserfahrungen befähigen zu einem möglichst selbständigen und selbstbestimmten Leben. Die systemische Arbeitsweise und die Einbindung von entwicklungspsychologischem Wissen gestaltet die Praxis der HFE evidenzbasiert und familienorientiert.

Wirkungsvolle familienorientierte Heilpädagogische Früherziehung

Wir erkennen das Potenzial und trauen Kindern und Eltern Entwicklung zu.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern und dem erweiterten Umfeld des Kindes sowie die grösstmögliche Partizipation im Alltag sind zwei zentrale Schwerpunkte in der HFE. Ausgehend von den Anliegen und den Ressourcen der Eltern und des Kindes wird die Förderung individuell und fallbezogen gestaltet. Die Fachperson Heilpädagogische Früherziehung unterstützt die Eltern in ihrer erschwerten Erziehungssituation. Die Partizipation am Familienleben, an öffentlichen Angeboten (z.B. Spielgruppe, Kita) und ausserfamiliären Aktivitäten sind zentrale Themen, die in die Begleitung und Beratung von Kind und Familie einfliessen. Die Fachperson HFE nimmt eine vermittelnde Rolle ein, informiert über inklusive Möglichkeiten und trägt dazu bei, Bedenken der Beteiligten abzubauen. Die Stärkung der elterlichen Kompetenzen in der Erziehung sowie in der Alltagsgestaltung ist ein wichtiges Kernziel der Heilpädagogischen Früherziehung. Dies um die Eltern zu befähigen, Situationen und Aktivitäten zu schaffen, die die Entwicklung des Kindes unterstützen und ihre familieneigenen Ressourcen stärken, um herausfordernde Situationen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Kinder selbständig bewältigen zu können.

Multidisziplinäre Kooperation gelingend gestalten

Die multidisziplinäre Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus der Medizin, der Psychologie, dem Sozialwesen und der Pädagogik ist ein zentrales Tätigkeitsfeld zur Koordination verschiedener Massnahmen, gegenseitiger Beratung und der Begleitung der Integration des Kindes in vorschulischen und schulischen Strukturen. Die Fachperson HFE übernimmt in der multidisziplinären Zusammenarbeit oftmals das Case Management.

Spezialisierungen in der HFE

Bei einem Kind können während und nach der Geburt oder im Verlaufe der ersten Lebensjahre Beeinträchtigungen der Sinne festgestellt werden. In diesen Fällen können die Familien und ihr Kind durch einen Leistungsanbietenden HFE begleitet werden, der auf Seh- und/oder Hörbeeinträchtigungen spezialisiert ist. Weiter gibt es auch Leistungsanbietende HFE, die auf Kinder mit körperlichen und mehrfachen Beeinträchtigungen und Kinder mit Autismus spezialisiert sind.

Sehen, Hören und die Wahrnehmung der Welt muss für das Kind einen Sinn ergeben und sich lohnen. Die Eltern werden darin unterstützt, die Umgebung ihres Kindes mit einer Sinnesbeeinträchtigung so zu gestalten, dass erste Seh-, Hör- und Wahrnehmungserfahrungen möglich werden. Konkret im Alltag heisst das z.B., wie kann das Kind in Interaktion treten, welche Hilfsmittel zur Kommunikation können eingesetzt werden, wie ist das Kind positioniert, um gelingende Lernerfahrungen zu machen.

Die Anlaufstellen für die allgemeinen und spezialisierten Fachpersonen HFE sind kantonal unterschiedlich konzipiert. Die multidisziplinäre Kooperation stellt zwischen den allgemeinen und spezialisierten Fachpersonen HFE sicher, dass der Beratungs- und Begleitungsprozess des Kindes und seines Umfeldes fallspezifisch, bedürfnisorientiert und individuell im familiären Umfeld umgesetzt wird.